Ein Konzeptionär im Scrum-Team. Und jetzt?!

Neuen politischen Amtsträgern wird eine 100 tägige Schonfrist zugestanden. Sie sollen sich erstmal mit den Abläufen und Personen im Umfeld vertraut machen, bevor die Medien das erste Resümee ziehen. Nach einem halben Jahr und etwas mehr als 100 aktiven Sprinttagen möchte ich auch Bilanz ziehen. Was hat sich an meiner Arbeit als Konzeptionär verändert und war es die richtige Entscheidung in ein Scrum-Team zu gehen?

Bevor ich im Spätsommer 2016 Mitglied eines Scrum-Teams wurde, war ich zwei Jahre als IT-Konzeptionär aktiv. Im klassischen Wasserfall-Umfeld war es meine Aufgabe, mit dem Fachbereich über Anforderungen zu diskutieren und diese zu schärfen. Mit Blick auf die bestehende IT-Landschaft und die Fachlichkeit musste eine Lösung erarbeitet und niedergeschrieben werden. In den meisten Fällen konnte ich Entwickler in die Konzeption mit einbinden, um die technische Umsetzbarkeit der Lösungsideen sicherzustellen. Nichtsdestotrotz musste das Konzept in der eigentlichen Entwicklungsphase immer mal wieder angepasst werden, weil unvorhergesehene Hürden oder Lücken in der Konzeption eine Änderung notwendig machten. In der Rolle als Projektleiter mussten die Änderungen kommuniziert werden, damit auch die folgenden Abteilungen auf der aktuellen Grundlage arbeiten konnten.

Als ich dann in das Scrum-Team gewechselt bin, war mir zunächst nicht klar, was meine Rolle sein wird. Der Product Owner bestimmt die fachlichen Anforderungen, ein Entwickler programmiert, ein Tester testet und der Scrum-Master stellt sicher, dass der organisatorische Overhead nicht zu groß wird. Was bleibt dann noch für den Business Analysten oder Konzeptionär? In der Tat hielt diese Meinung noch eine Weile vor bis ich feststellte, dass die Kompetenzen eines Konzeptionärs auch in Scrum-Teams von Nutzen sein können. Ich erhebe nicht mehr Anforderungslisten mit dem Fachbereich, aber in den Refinements werden User Stories geschärft und fachlicher Sinn und Unsinn mit dem Product Owner und ggf. den Stakeholdern diskutiert. Ich gebe nicht mehr vor wie es zu sein hat, sondern erarbeite im Team die beste Lösung. Ich schreibe nicht mehr auf, wie es sein könnte, sondern dokumentiere, wie es umgesetzt ist. Ich bin nicht mehr Koordinator zwischen diversen Abteilungen, sondern freue mich, dass die für die Softwareentwicklung relevanten Abteilungen in einem Team vertreten sind.

Auch wenn vielleicht die individuelle Sichtbarkeit gesunken sein mag, hat man in einem guten Team, das Spaß macht, die Chance unmittelbare und relevante Arbeit zu leisten, die direkt auf den Kundennutzen zielt. Das motiviert und das ist gut so. Ich freue mich also auf die nächsten 100 Sprinttage und bin gespannt wie wir uns weiterentwickeln.