Darüber scheiden sich die Geister. Agile Romantiker schwören auf ein physisches Sprintboard, an dem man sichtbar für das Team Tag für Tag die Tasks auf „Done“ schiebt. Andere sehen die Vorteile einer digitalen Lösung und pflegen ihre Tasks in JIRA. Was ist besser, was agiler?
Physisches Srum Board
Ein physisches Scrum Board ist schnell erstellt und kann kostengünstig gepflegt werden. Man benötigt Post-its, Stifte und eine freie Wand und schon kann es losgehen. Wenn das Board prominent im Teamraum platziert wird, kann das Team transparent den Fortschritt sehen und ggf. Engpässe ableiten. Die Voraussetzung dafür ist allerdings neben einer schönen Schrift und lang klebenden Post-its die Anwesenheit im Teamraum. Mitglieder, die Homeoffice machen oder generell Remote arbeiten müssen umständlich auf dem neusten Stand gehalten werden. Interessierte Kollegen aus den anderen Teams oder Abteilungen müssen vorbeikommen, um sich ein Bild vom Entwicklungsstand zu machen.
Pro
- geringe Anschaffungshürde
- Günstiger Betrieb
- keine Schulung notwendig
- keine Updates oder Installationen
- parallele Taskerstellung im Planning
Kontra
- Post-its können von der Wand fallen
- Schrift kann nicht entziffert werden
- Platz ist oft nur sehr begrenzt, kann keine Zusatzinfos geben
- evtl. Archivierung muss separat geschehen
- verteilte Teams können das Board nicht gemeinsam nutzen
Digitales Board
Ein digitales Board kann viele analoge Probleme lösen. Kollegen können jederzeit, sofern das Netz und die Software mitspielen, von außerhalb auf das Board zugreifen und es bearbeiten. Es kann somit immer aktuell gehalten werden, was die Effizienz der Kommunikation innerhalb des Teams steigert. Das Daily wird nicht mehr damit verbracht, dass Kollegen vor Ort auf Zuruf drei Tasks am Board suchen und verschieben, sondern man konzentriert sich auf die vorausschauende Planung des Tages. Nebenbei kann sich das Teammitglied eine Übersicht über seine Aufgaben direkt am Arbeitsplatz anzeigen lassen und der Scrummaster muss Reportings wie ein Burndown-Chart nicht mehr händisch erstellen und kann sich so auf das Lösen von Impediments konzentrieren.
Pro
- Gute Zusammenarbeit bei verteilten Teams
- Übersichtlichkeit
- Zugang nicht nur im Team-Raum
- automatisches Reporting (z.B. Burndown-Chart) möglich
- Übersicht über eigene To-Dos
- Kann als Dokumentation von Arbeitsständen dienen
Kontra
- Man ist abhängig von der funktionierenden Software
- höhere Kosten für die Software und Equipment
- größere Hürde, Tasks oder Stories wegzuwerfen
Um ein Fazit zu ziehen, welche Methode agiler ist, können die agilen Werte herangzogen werden. Das analoge Board überzeugt durch Einfachheit. Nichts ist einfacher als Zettel an die Wand zu kleben und zu verschieben, aber gerade in verteilten Teams leidet dabei die Kommunikation. Die Zeit im Daily wird mit unwesentlichen Dingen, wie der Boardpflege vergeudet, statt über die Ziele des Arbeitstages zu reden. Auch in Bezug auf Offenheit liegt das digitale Board vorne. Zwar kann jeder der im Raum ist das Board überblicken, aber wenn der Raum verschlossen ist oder Kollegen an anderen Standorten verkehren, bekommen sie von der täglichen Entwicklung am Board nichts mit. Feedback bekommt man so dann mitunter erst in der Review. Beim Thema Fokus hat das analoge Board leichte Vorteile. Man konzentriert sich ausschließlich auf die Zettel an der Wand und wird nicht mit anderen Aufgaben aus parallelen JIRA- oder Fehlertickets abgelenkt. Am Ende muss man aber einfach den Mut haben, beide Varianten auszuprobieren und seinen eigenen Weg als Team zu finden.
Referenzen