Als ich am Wochenende den t3n-Artikel „Die Job-Transformer“ (Ausgabe 53) gelesen habe, stach mir folgendes Zitat von Bosch-Manager Rendenbach ins Auge: „Die Helden der Zukunft sind die, die nicht nur Fachwissen haben, sondern es auch weitergeben.“. Aber was motiviert Mitarbeiter dazu, ihr Fachwissen zu teilen? Sind es wirklich die Likes, die andere geben, wenn sie den Artikel oder das Lernvideo gut finden? Ich bezweifele das.
Man könnte meinen, dass sich ein Wiki nach der Theorie der zweiseitigen Märkte verhält. Mit Wissensgebern und Wissensnehmern treffen zwei unterschiedliche Benutzergruppen auf einer Plattform zusammen, je mehr von der einen Gruppe beitreten, desto attraktiver sollte es für die jeweils andere Gruppe werden.
Der Wissensnehmer opfert Lesezeit und erhält als Return on Invest Informationen aus dem Wiki. Der Wissensgeber hingegen opfert nicht nur Zeit, sondern möglicherweise auch sein Herrschaftswissen, was ihn im Unternehmen verzichtbar macht. Er hat also keinen unmittelbaren Nutzen . Da der Wert des Wikis aber mit seinem Umfang steigt, handelt es sich hier eher um ein klassisches Lock-in Problem. Es gilt also herauszufinden, was den Wissensgeber antreibt und wie die Wissensabgabe gefördert werden kann.
Vor allem gibt es meiner Meinung nach zwei Stellschrauben. Zum einen müssen die organisatorischen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche und langfristige Wissensweitergabe ist eine Unternehmenskultur des Vertrauens. Zum anderen muss der Mitarbeiter auf individueller Ebene gefördert werden. Mitarbeiter müssen in der Lage sein, ihr Wissen adäquat weiterzugeben. „Journalistische“ Schulungen stellen sicher, dass die Informationen nicht der Sender-Empfänger-Problematik zum Opfer fallen.
Um die Motivation eines Wissensgebers zu verstehen, skizziere ich kurz den „typischen Wissensgeber“. Das Ergebnis einer Umfrage aus dem Jahr 2011 zeigt, dass sich die Mitarbeiter mit dem Medium auskennen sollten. Der sichere Umgang mit dem Wiki und die Gewissheit, dass es ein nützliches Tool ist, sein Wissen auszutauschen, motivieren. Neues Wissen kommt über externe Seminare und Messen in das Unternehmen und wird dann auch gerne von denjenigen Mitarbeitern geteilt, die nicht egoistisch, sondern teamfähig und interessiert am Unternehmenserfolg sind.
Ein Mitglied in einem Scrum-Team bietet dafür in der Theroie die idealen Voraussetzungen. Er ist teamfähig und eignet sich t-shaped immer wieder neues Wissen an. Da langfristig die Produktverantwortung („Unternehmenserfolg“) und Weiterentwicklung in dem Team liegen sollte, ist er automatisch auch Wissensnehmer und sollte somit intrinisch an einer guten Dokumentation interessiert sein. Es sind also nicht die Likes, sondern der langfristige Teamerfolg, der zu gutem Wissensmanagement führen sollte.
Referenzen:
- t3n digital pioneers Ausgabe 53 S. 39 (Steffen Ermisch, Manuel Heckel, Jakob von Lindern)
- Wissensmanagement 2.1: Nutzung und Anreize von Wissensplattformen (Christian Kollmeier, Bernard Richter)